Grabung und Forschung im Balkanraum

Im westpontischen Raum sind unsere Interessen breit gefächert:

  • In Drama (Bulgarien) wurde die kulturhistorischen Stellung der mittelbronzezeitlichen Kultstelle auf dem Siedlungshügel Merdzumekja in ihrem circumpontischen und ägäischen Kontext untersucht
  • Das Projekt zur Siedlungsgeschichte Ostbulgariens und Türkisch-Thrakiens in der Spätbronzezeit sollte Fragen zur kulturellen Abgrenzung und zur räumlichen Organisation ebenso wie den Einfluß der mykenischen Kultur auf dieses Gebiet klären.
  • Das Schwerpunktprogramm »Formen und Wege der Akkulturation im östlichen Mittelmeerraum und Schwarzmeergebiet in der Antike« setzte sich zum Ziel, die vielfältigen Beziehungen zwischen einheimischen Völkerschaften einerseits sowie Griechen und Römern andererseits unter dem Aspekt des Kulturtransfers und der gegenseitigem kulturellen Beeinflussung aufzuzeigen. Untersucht wurde das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen den griechischen Kolonien an der bulgarisch-rumänischen Küste und den im Hinterland siedelnden thrakischen Stämmen vom Anfang der Kolonisation im späten 7. Jahrhundert v. Chr. bis zum Beginn der Römerzeit. Da die meisten westpontischen Griechenstädte von Kolonisten aus dem westkleinasiatischen Raum gegründet worden sind, war auch der aus diesem Bereich kommende Kulturtransfer Bestandteil der Untersuchungen. Berücksichtigt wurden alle Bereiche der Überlieferung wie Siedlungsarchäologie, Zeugnisse der bildenden Kunst und der Alltagskultur sowie die durch Inschriftenfunde beträchtlich vermehrte Information über historische Prozesse.
  • Die seit 1981 in der spätantiken Siedlung Karasura bei Rupkite (Bulgarien) durchgeführten deutsch-bulgarischen Ausgrabungen erbrachten Bemerkenswertes zur Chronologie und inneren Struktur der Siedlungen des Frühmittelalters im Ostteil der Balkanhalbinsel. Ab 1994 ist diese Grabung dem Institut für Prähistorische Archäologie angegliedert. Karasura war in der Spätantike eine wichtige Kreuzwegfestung und ein bedeutendes frühchristliches Zentrum in der Grenzzone zwischen den großen thrakischen Städten Philippopolis und Beroia. Sehr wahrscheinlich wurden während der Plünderungen Thrakiens durch Slawen und vor allem Awaren in den 80er Jahren des 6. Jahrhunderts die Festungsmauern teilweise geschleift und viele Gebäude, darunter auch beide Basiliken, zerstört. Eine neue Bevölkerung ließ sich in den Ruinen nieder.

Publikationen: