Das skythische Königreich in der Dobrudscha – ein Phänomen in der circumpontischen Zone während der hellenistischen Epoche

Referent: Dr. Metodi Manov, Archäologisches Institut der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften Sofia

Montag, den 03. Juli 2006

Zu den zahlreichen Münzen griechischer Städte an der Westküste des Schwarzen Meeres gehören auch die Prägungen der sechs skythischen Könige. Diese Herrscher tragen typische skythische bzw. iranische Namen wie Kanites, Tanusa oder Tanusakes, Akrosas oder Akrosakes, Elis, Haraspes und Sariakes. Lediglich Kanites und Sariakes werden jeweils in einer griechischen Inschrift aus Odessos bzw. vom Kap Kaliakra erwähnt. Somit bilden die Münzprägungen dieser sechs Herrscher die einzigen Zeugnisse zu ihren politischen und religiösen Aktivitäten. Ferner erlaubt uns eine Interpretation dieser Münzprägungen, über den Charakter, die territorialen Ausmaße und die Chronologie dieser Skythenkönige gewisse Schlussfolgerungen zu ziehen.

Um eine genauere zeitliche Eingrenzung der Herrschaftszeit dieser Skythenbasileis zu erreichen, haben die meisten bisherigen Autoren versucht, eine allgemeine Beziehung zwischen diesen Münzprägungen und jenen der griechischen Schwarzmeerkolonien Histria, Tomis und Kallatis in der Zeit zwischen dem 3. und dem 1. Jh. v. Chr. herzustellen. Zweifellos haben hier Beziehungen bestanden, da in den Münzateliers dieser Poleis auch die königlichen Münzen der dobrudschanischen Skythen geprägt worden sind. Das Problem eines solchen Herangehens liegt aber nach Meinung von M. Manov darin, dass die Skythenmünzen schwerlich nach den städtischen Prägungen datiert werden können, da für letztere bisher noch keine präzise Chronologie existiert. Der hier eingeschlagene Weg besteht eher darin, für die Münzprägungen der sechs Skythenbasileis Parallelen in datierten Münzemissionen von Herrschern des circumpontischen Raumes oder sogar außerhalb dieses zu suchen. So kann M.Manov im Ergebnis derartiger Untersuchungen feststellen, dass das Skythenreich in der Dobrudscha um die Jahre 167 bis 165 v. Chr. aufgehört hatte zu bestehen und dass sein letzter Herrscher Sariakes gewesen war. Schwieriger ist die Frage nach der zeitlichen Entstehung dieses Herrschaftsgebildes. Als sein erster König muss nach Ansicht von M. Manov aller Wahrscheinlichkeit nach Kanites gelten. Ob er aber dieses Reich aber schon um 250 v. Chr. oder erst in den Jahren 218 bzw. 217 v. Chr. als Folge der Vernichtung des Keltenreiches des Kauaros in Thrakien geschaffen hatte, kann lässt sich beim augenblicklichen Forschungsstand nicht eindeutig sagen. Aufgrund einer sorgfältigen Analyse der einzelnen Münzemissionen der Skythenkönige kann stellt M- Manov eine relative chronologische Reihenfolge zwischen Kanites und Sariakes auf. Dieses ist zwar bisher in unterschiedlicher Weise von einzelnen Autoren versucht worden, doch der Vortrag bringt neues Material und dabei interessante Münztypen, dass berechtigt, die Herrschaftsfolge Kanites – Tanusa – Akrosas – Haraspes – Elis – Sariakes anzunehmen, was in dieser Form bisher ein Novum darstellt.