Pietrele/Rumänien – Grabung in einem kupferzeitlicher Siedlungshügel des fünften Jahrtausends v. Chr.

Im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Archäologischen Institut „Vasile Pârvan“ der Rumänischen Akademie der Wissenschaften (Prof. Dr. Alexandru Vulpe) und dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Ruhr-Universität Bochum wurde im Sommer 2002 in der Tellsiedlung Magura Gorgana in der Gemeinde Pietrele, jud. Giurgiu eine erste Grabungskampagne unter Leitung von Alexandru Dragoman, Svend Hansen sowie Agathe Reingruber durchgeführt. Finanziell ermöglicht wurde die Grabung durch Mittel des Rektorats der Ruhr-Universität und einer großzügigen Spende der Firma Hornbach-Baumärkte (Herr Otmar Hornbach), wofür beiden, wie auch dem Förderverein ArchaeNova e.V. Heidelberg, der das Projekt unterstützt, sehr gedankt sei. Der Siedlungshügel Magura Gorgana befindet sich östlich des Dorfes Pietrele auf der untersten Terrasse der Donau. Man blickt vom Tell auf den heutigen, etwa sieben Kilometer entfernten Lauf der Donau. Zugleich überblickt man die Donauebene weit nach Westen und nach Osten. Im Unterschied zu vielen anderen Tellsiedlungen der Gumelnita-Kultur verfügte Pietrele über einen direkten Zugang zur Donau. Die Donauebene ist heute ein künstlich entwässertes Gebiet, war jedoch ursprünglich eine durch zahlreiche Seen und kleine Flußläufe geprägte Landschaft. Der Siedlungshügel besitzt eine leicht ovale Form (Durchmesser 96,70 x 90 m) und ist heute ca. 9 m hoch. Etwa fünf Zentimeter unterhalb der Grasnabe stießen wir auf eine dichte Konzentration von Hüttenlehmfragmenten und größeren Mauerresten. Bereits im ersten Planum waren die Oberkanten mehrerer Lehmwände zu erkennen, die zu einem Nord-Süd gerichteten Gebäude gehören, das durch eine ältere Ausgrabung im südlichen Teil zerstört worden ist. Der verbliebene Raumteil war durch eine umgestürzte Wand versiegelt, was sich im Planum anhand des mosaikartig zersprungenen Wandverputzes identifizieren ließ. In der unmittelbaren Umgebung des Gebäudes konnten zwei „Installationen“ erfaßt werden. Es handelt sich um ca 30 cm hohe Lehmwände, deren oberer Abschluß halbrund verstrichen war. Im gesamten ungestörten Bereich fanden sich zahlreiche Tongefäße in Versturzlage. Hierunter finden sich kleine Gefäße, die ursprünglich einen Deckel besaßen, verschiedene Formen mittlerer und großer Schalen, offene Schüsseln, kumpfförmige Gefäße sowie große Vorratsgefäße. Durch die große Hitze wurden zahlreiche Gefäße stark deformiert. Für die Interpretation des Befundes ist der Nachweis von insgesamt mindestens acht Handmühlen von Bedeutung. Mit einer Ausnahme sind sie alle im Feuer stark erhitzt und teilweise in kleinste Stücke zersprengt worden. Es ist eindeutig, daß der von uns ergrabene Bereich dem Mahlen von Getreide diente und daß die zahlreichen Gefäße im Zusammenhang mit dessen Aufbewahrung zu sehen sind. Aufgrund der Störungen in der Fläche konnte jedoch nicht geklärt werden, ob wir uns in einem offenen Hofareal oder in einem überdachten Bereich befinden.