Wasserspiegelschwankungen und Archäologie am Aral-See

Hauptziel des „CLIMAN“ Projektes ist Verfolgung von Klimawandel in den letzten 10.000 Jahren im Aral-See Becken. Alte Uferlinien und Sedimente werden untersucht. Während Klima als Hauptfaktor angesehen wird, sollen auch menschliche Aktivitäten als Reaktionen auf Umweltveränderungen oder menschlicher Einfluss auf die Umwelt (z.B. durch Bewässerung) bewertet werden. Ergebnisse der Feldforschungen 2002-2003 werden vorgestellt.

Bisher wurde angenommen, dass nur der Syr Darja (antiker Jaxartes) um 10.000-9.000 vor heute (BP) den Aral See erreichte und der Wasserspiegel deshalb niedrig war. Um 5.000-4000 BP begann der Amu Darja (antiker Oxus), der bisher zum Kaspischen Meer floss, in den Aral See zu münden und soll zu einem Anstieg des Wassers bis auf 72-73 m über Normal-Null (NN) geführt haben. 3.500-3.000 BP lief der See daher nach Süden überlief und ein Kontakt zum Kaspischen Meer durch den Uzboj-Kanal bestand. Dadurch sank der Wasserspiegel im Aral See auf 57-58 m NN. Seit dem 4. Jh. v. Chr. wurde an Syr Darja und Amu Darja Bewässerung praktiziert, mit einem Höhepunkt um das 4. Jh. N.Chr. Dies führte wahrscheinlich zu einer ersten grösseren Regression. Möglicherweise existierte auch eine künstliche Verlagerung des Amu Darja zum Sarykamysch Becken hin und weiter durch den Uzboj zum Kaspischen Meer. Menschliche Eingriffe erfolgten wieder im 13. Jh., als die Bewässerungssysteme bei den Mongolenstürmen zerstört wurden. Darauf folgte ein Anstieg des Wasserspiegels. Eine weitere Regression wurde für das 14.-15. Jh. Angenommen, wiederum durch den Menschen verursacht.

Bei den neuen Forschungen konnten älteste menschliche Spuren des Paläolithikums (50.000-35.000 BP) identifiziert werden, die auf Höhen von 60 m NN liegen. Spätere Perioden (Neolithikum, Aeneolithikum, Bronzezeit, 9.000-3.500 BP) sind durch Siedlungsspuren auf ähnlichen Höhen vertreten. Der ehemals vermutete Höchststand von 72-73 m NN kann daher ausgeschlossen werden. Ein feuchteres Klima (als heute), mit Waldsteppen-Vegetation bis an den Aral-See, wird für die Zeit 6.000-4.000 BP durch die archäologischen Geräteinventare angedeutet. Darauf folgt ein niedriger Wasserstand (4.000-ca. 2.500 BP), der durch Keramikfunde auf Höhen von 46 m NN angezeigt wird und bisher nicht bekannt war.

Die Entdeckung von Siedlungen des 14.-15. Jh. auf dem ehemaligen Seeboden (ca. 30 m NN), bestätigt die vermutete Regression in dieser Zeit. Dieser Niedrigstand,oder sogar das vollständige Verschwinden des Aral-Sees, dürfte auf menschliche Tätigkeiten zurückzuführen sein. Um 1850 war der See wieder auf ca. 55 m NN angestiegen.